Mio Chareteau: «Light» (2019/2023) für sechs Performer:innen und sechzig Glühbirnen Sechs Performer:innen stehen vor einer Installation aus 60 Glühbirnen. Durch die Anweisung, mit Nennung der dazugehörigen Zahl eine Glühbirne nach der anderen in der Reihe auszuschalten, agieren die sie wie ein Chor. Die Klangfarben folgen einander in einer kontinuierlichen Phrase, während sich der Raum mit jedem Pulsschlag visuell verändert. Licht webt die Verbindung zwischen der Intimität einer menschlichen Stimme und dem, was uns umgibt.
Juliana Hodkinson: «Lightness» (2015) für drei Schlagzeuger:innen und Streichhölzer
«Lightness» ist eine Studie der völligen Dunkelheit mit scharfen Klängen von verstärkten Streichhölzern und Streichholzschachteln. Drei Interpret:innen entzünden, kratzen, löschen und schütteln Streichhölzer und Streichholzschachteln in einer dicht komponierten Sequenz. Die Elemente schaffen eine vielfältige Instrumentierung, die abwechselnd roh, militärisch und expressiv klingt. Jedes Streichholzknacken ist gefolgt von einer kleinen Flamme, die den Aufführungsraum gerade genug erhellt, um die visuellen und akustischen Signale zu einer künstlerischen Ursache-Wirkungs-Kette zu verbinden. Alltägliche Gegenstände werden hier in künstlerische Ausdrucksmittel verwandelt, dadurch dass auf etwas so Banales wie das Anzünden eines Streichholzes etwas so Grossartiges wie die Auflösung der Dunkelheit durch Klang und Licht folgt.
Alexandre Babel: «Snare Counterpoint» (2020) für vier Schlagzeuger:innen und Stroboskop
In diesem Schlagzeugquartett besteht das Instrumentarium aus zwei Snare Drums für jede:n Interpreten:in. Eine davon ist mit einem Tuch abgedeckt, um die hohen Obertöne zu dämpfen. Die Musiker:innen reihen einzelne, nicht synchronisierte rhythmische Sequenzen aneinander und verwenden als Orientierungshilfe zwischen ihnen ein Lichtsignal, das den Wechsel von einer Sequenz zur nächsten anzeigt. «Snare Counterpoint» ist eine Überlagerung von Gesten in einem ständigen Fluss zwischen schnellem Puls und Diskontinuität.
Salômé Guillemin-Poeuf: «50 Hertz» (installative Version von 2023), Klanginstallation für Neonröhren und Keramik
«50 Hertz» ist eine Drone-Performance mit einer Reihe von Keramiken, die durch Effekte verstärkt werden. Der Klang dieses vollständig analogen «Instruments» speist sich aus dem Summen der 50-Hertz-Frequenz von Haushaltsstrom: Die elektromagnetische Strahlung von Neonröhren wird von den Keramiken aufgefangen, was zu Interferenzen mit dem Tonsignal führt und verschiedene Modulationen hörbar macht. Im Rahmen von (f)LUX wird das Gerät in einer szenografischen Version präsentiert, die aus einer automatisierten Beleuchtung besteht. Die leitenden und isolierenden Eigenschaften der verwendeten Erden und Glasuren ermöglichen ein rohes Klangmaterial, das durch ein Repertoire an Gesten und Berührungen rund um die Keramiken geformt werden kann. Jedes Artefakt hat sein eigenes Bewegungs- und Klangrepertoire, das es ermöglicht, verschiedene Stücke daraus zu entwickeln. Die Performance und ihr Instrumentarium schreiben sich ein in die Tradition der Drone-Musik, eines Genres, das mit kontinuierlichen Tonfolgen arbeitet, die sensorische Erfahrungen schaffen und dadurch zu Introspektion anregen. Die Komposition und ihre verschiedenen, über einen längeren Zeitraum gehaltenen Klangschichten, lassen Obertöne, Interferenzen und Schwebungen zwischen den Frequenzen entstehen. Sie tragen zur Reflexion über die Auswirkungen des Hörens auf das körperliche Empfinden und den Klang in seiner Nacktheit und Masse bei.
Isandro Ojeda-Garcia: «Aaron’s feast» (2023) für vier Performer:innen, Live-Elektronik und Video
«Aaron’s_feast» ist ein Grabmal für einen Sohn, eine Klagemusik, aber auch eine Feier des Lebens, ein Abschiedsritual für zerbrochene Träume. Ein nicht zu leugnender Verlust, wie das Wasser eines fliessenden Flusses. Als Abschluss des 2019 vom Ensemble Vortex uraufgeführten Stücks «breaking_of_the_vessels», das sich am kabbalistischen Schöpfungsmythos orientierte, ist «Aaron’s_feast» die Bekräftigung, dass alles ein Ende hat, selbst in der Fülle der Jugend. Wie in «breaking_of_the_vessels» sitzen die Musiker:innen auf dem Boden und spielen auf hybriden Instrumenten, die zwischen Perkussion und Klangskulptur angesiedelt sind. Das Licht, das von der Decke kommt und von einem Videoprojektor ausgestrahlt wird, beleuchtet ihre Silhouetten, lässt Schatten erscheinen und zeichnet bewegte Formen, die die Musiker:innen in eine immersive Materie eintauchen lassen. |